Die restriktiven Gesetze zum Rauchen und die stetige Abnahme der Zahl der Zigarettenkonsumenten (in Deutschland wurden 2016 etwa 35 Milliarden weniger Zigaretten verkauft als 10 Jahre zuvor) sind für den Tabakriesen Philip Morris Anlass für einen radikalen Strategiewechsel. Der Konzern setzt auf eine neue Elektrozigarette namens Iqos, in deren Entwicklung er bereits drei Milliarden Dollar gesteckt hat.
Für 320 Millionen Dollar wird in Dresden eine neue Fertigungsstätte errichtet. Ab 2019 sollen dort rund 500 Mitarbeiter die sogenannten Heets herstellen, kleine Tabakstückchen, die in das Elektrogerät Iqos gesteckt werden.
Die neue E-Zigarette soll nach Aussagen des US-Konzern deutlich weniger schädlich sein als konventionelle Zigaretten, weil in ihr der Tabak nicht verbrannt, sondern für den Konsum lediglich auf etwa 300 Grad erhitzt wird. Iqos sei ein 'heat-not-burn'-Produkt (erhitzen, aber nicht verbrennen).
Vor Philip Morris haben sich auch schon British American Tobacco und Japan Tobacco International an dieser Technoogie versucht. Produktnamen wie iFuse, Ploom oder Logic sind hier zu nennen.
Beim "Ziehen" an einer normalen Zigarette erreicht die Glutspitze knapp 1000 Grad Celsius. Den Rauch, den die Konsumenten dabei direkt einatmen, nennen Experten "Hauptstromrauch". 300 Grad Celsius entsprechen etwa der Temperatur, die die Glut erreicht, wenn nicht an der Zigarette "gezogen" wird, sie z. B. vorübergehend im Ascher abgelegt wird. Im dabei in die Umgebung abgegebenen Rauch - von Experten Nebenstromrauch genannt - sind, so belegen Studien und Untersuchungen, giftige, krebserregende und karzinogene Stoffe in zum Teil höherer Konzentration enthalten als im Hauptstromrauch.
Warum bei der neuen elektrischen Zigarette signifikant weniger Schadstoffe freigesetzt und vom Konsumenten inhaliert werden sollen als bei der klassischen Zigarette, wird also noch das Geheimnis von Philip Morris bleiben. Die Suchtwirkung der Minizigarette Iqos entspricht auf jeden Fall der von klassischen Zigaretten, weil sie genau soviel Nikotin enthält.
Die frühere Drogenbeauftragte der Bundesrepublik, Marlene Mortler, warnte davor, dass Konsumenten zu solchen Produkten greifen, weil sie meinen, die neue E-Zigaretten seien gesundheitlich weniger problematisch.
Weil Iqos den Tabak nicht "verbrennt", gilt der Tabak nicht als Zigarettentabak und wird steuerrechtlich wie Pfeifentabak behandelt und wesentlich geringer versteuert. Dennoch kosten 20 Heets soviel wie eine Schachtel normale Zigaretten (6 Euro).
Iqos und Glo unterscheiden sich nicht wesentlich. Beide Tabakerhitzer funktionieren nach dem gleichen Prinzip.