In Anbetracht des großen Anteils der Rauchkonsumenten unter den Jugendlichen in Deutschland hat der Nichtraucherbund die Aufklärungs- und Informationsarbeit in der Berliner Schülerschaft zur Nikotinsucht als wichtige Aufgabe eingestuft.
Die jugendlichen Rauchkonsumenten von heute beeinflussen letztendlich den hohen Grad der Folgewirkungen des Rauchkonsums von morgen, wie beispielsweise die Auswirkungen auf die Lebensqualität und die erhöhten Kosten im Gesundheitswesen durch tabakindizierte Krankheiten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet die Nikotinsucht mit deren schrecklichen Folgen, wie langwierige, lebensverkürzende Leidensphasen der Raucher/innen und massiv Lebensqualität einbüssenden Lebensabschnitten als größtes gesundheitliches Einzelproblem weltweit. So hat die WHO der Nikotinsucht weltweit verstärkt den Kampf angesagt.
Der Nichtraucherbund möchte sich mit der Entwicklung, dass das Einstiegsalter der Kinder und Jugendlichen in die Nikotinsucht immer früher beginnt, nicht abfinden und hat das von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales geförderte Veranstaltungsangebot „Rauchfrei aufwachsen“ für die Berliner Grund-, Ober- und Berufsbildenden Schulen entwickelt. Ziel der Veranstaltungen ist es, die Schülerinnen und Schüler selbst erkennen zu lassen, dass Rauchen keine naturgemäße Verhaltensweise ist und nicht zur Gewohnheit werden sollte. Sehen Sie hierzu auch das Info-Faltblatt "Rauchfrei aufwachsen" - Schulangebot.
Die Veranstaltungen finden in Grund-, Ober- und Berufschulen statt. Da das Altersspektrum unter den diversen Schulzweigen beträchtlich ist, sind die Veranstaltungen natürlich auf die einzelnen Alterstufen der Schüler/innen abgestimmt. Eine Schulveranstaltung dauert in der Regel eine Schuldoppelstunde. Methodisch wird mit dem Overheadprojektor, Dia und Film, Versuche mit dem Rauchfilter und Messungen der Ausatmungsluft mit dem Kohlenstoffmonoxidmessgerät gearbeitet. Auch Rollenspiele werden angeboten.
In den Veranstaltungen wird das Thema von der medizinischen Seite aus betrachtet. Es werden Stoffe im Zigarettenrauch problematisiert und aufgezeigt, was sich im Körper verändert, wenn diese Stoffe in den Organismus gelangen. Es wird immer vom gesunden Körpergeschehen ausgegangen, wie unser Körper funktioniert und was sich verändert, wenn nur eine Zigarette geraucht wird.
Der Nichtraucherbund geht davon aus, dass die Risikofaktoren beim Rauchen immer wieder aufgezeigt werden sollen. Das Ziel besteht darin, durch stetige Informationen und Diskussionen zum Thema die Motivation zu schulen rauchfrei zu leben und erst gar nicht anfangen zu rauchen bzw. das Rauchen wieder aus Überzeugung einzustellen.
Der didaktische Ansatz über die Körperwahrnehmung (Herz-Kreislauf-System und Atmung) möchte den Kindern und Jugendlichen die Sensibilisierung des Körperspürbewusstsein bzw. generellem Körperbewusstsein als zentralen Lebensbereich erfahren lassen. „Wenn ich weiß und spüre, was mir ganzheitlich (kognitiv, emotional, sozial) wirklich gut tut, kann ich besser agieren und reagieren.“
Das Thema Passivrauchen findet Beachtung und erfährt Behandlung. Viele Kinder und Jugendliche können hier von persönlichen körperlichen Befindlichkeiten und Erfahrungen berichten. So gibt es weiteren Gesprächsstoff über die Schaffung von rauchfreien Zonen und Diskussionen über die Verhängung von Geldbußen von Raucher/innen beispielsweise auf Berliner U-Bahnhöfen.
Fragen nach der Wirkung von Tabakwerbeplakate auf die Kinder und Jugendliche bilden einen weiteren Aspekt der Veranstaltungen in den Schulen. Hier wird über Werbestrategien der Tabakkonzerne gesprochen, die Selbstverpflichtungserklärung der Tabakindustrie in einem Umkreis von 100 Meter um Schulen, Jugendeinrichtungen und Kindertagesstätten nicht zu werben diskutiert.
Aspekte des Rauchens in der Gruppe, der Gruppendruck in „Peer-Groups“ bilden einen weiteren Punkt des Unterrichts. Ein wichtiger Themenschwerpunkt ist der Umweltaspekt im Zusammenhang mit dem Tabakrauchen und dem Tabakanbau. Hier ist der Einfluss von Zigarettenkippen im Wasserkreislauf und die Beeinträchtigung der Luftgüte durch Tabakrauch zu nennen.
Besonders in Oberschulklassen werden globale wirtschaftliche Zusammenhänge der Tabakproduktion durch die Tabakkonzerne erläutert und diskutiert. Auch Klagen von Exrauchern, wie immer wieder in der Presse zu lesen ist, bieten Gesprächsstoff. Für entwöhnungswillige Jugendliche werden Ratschläge und Hinweise verschiedener Entwöhnungsmöglichkeiten gegeben. Veranschaulichte Beispiele aus dem Therapiealltag werden besprochen. Für entwöhnungswillige Jugendliche wird auf die Möglichkeit des Besuches eines Rauchentwöhnungskurses für Jugendliche hingewiesen.
Besonders der Bezug zu alltäglichen Situationen lässt viele Kinder und Jugendliche das Tabakthema „hautnah“ erleben. Ziel der Veranstaltungen ist es, Werbung für ein aktives, positives Nichtraucherimage zu entwickeln.
Besonders wichtig ist es, nicht mit dem „erhobenem Zeigefinger“ das Thema mit den Schüler/innen zu besprechen, sondern vielmehr die Fragen, Lebenspläne, Ängste und Sorgen der Kinder und Jugendlichen im Kontakt ernst zu nehmen und dabei zu versuchen in der kurzen Zeit adäquat darauf einzugehen.
Der schülerorientierte Ansatz ist dabei sehr gewichtig. Ein entscheidender Zugang im Kontakt und im Austausch mit der Schülerschaft ist es, Verständnis für derzeitige Lebenssituationen, Erfahrungen, Wünsche, Bedürfnisse und Lebenspläne der Jugendlichen zu haben.
Die Lehrkräfte sollen über das Angebot des Nichtraucherbundes in ihrer Arbeit der Nikotinsuchtprophylaxe unterstützt werden. Hierbei ist es ein Vorteil aus der Position des nicht leistungsbewertenden Lehrers mit den Schülern über das Rauchen zu sprechen.
Zahlreiche positive Äußerungen und Dankschreiben von beteiligten Lehrkräften und Schulen zeugen vom Erfolg des Angebotes. Häufig wird darin eine Ausdehnung des Projektangebotes gefordert, doch ist ein „Mehr“ allein aus Mitteln des Nichtraucherbundes leider nicht möglich. Hierfür benötigen wir die Hilfe durch kleine und große Spenden bzw. von Sponsoren.
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) hat für das Schulprojektangebot das Prüfsiegel „Unabhängig von Mitteln der Tabakindustrie“ verliehen.
Ermöglichen Sie uns durch Spenden die Fortsetzung bzw. Ausweitung des Schulprojektangebotes.
Spenden sind steuerlich absetzbar!